Der falsche Woldemar by Willibald Alexis
Autor:Willibald Alexis [Alexis, Willibald]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Janke
veröffentlicht: 1869-12-31T23:00:00+00:00
Zwölftes Kapitel.
Treuenbrietzen.
Die Gräfin sah inzwischen Alles und sah nichts. Sie lehnte, als eine starre Bildsäule, am Fenster. Schlacht und Gemetzel wogte an ihr vorüber; Todte saÃen zu Roà und stritten mit den Lebendigen. Immer und immer wieder rasselte ein Gerippe, mit klaffenden Wunden im Nacken, vorüber. Das schwarze Roà bäumte sich; zu ihr blickte das hohle Auge auf, zu ihr streckte der Reiter dräuend den Arm empor: »Das ist Dein Werk!« gähnte der Graf von Nordheim.
Ihr Herz blieb kalt, ihr Blick starr. Ein hoher Reiter sprengte vorüber; der Helmsturz bedeckte das Gesicht. Nur die fürstliche Gestalt, den aufgerichten Leib, die blauen und weiÃen Federn, wallend vom Helmkamm, sah die Gräfin. Sie sah, wie er im Sattel sich hob, die Spitze seines Schwertes leuchtete in den Flammen â da warâs, als wenn das Schwert bis tief inâs Herz ihr drang. Nein, das wäre eine Todeswunde, ein Schmerz warâs, als wenn tausend Nadeln hinein bohrten. Sie wollte schreien, die Arme ausstrecken, zum Fenster hinaus sich stürzen. Sie konnte nicht den kleinen Finger rühren.
Heut nennen sieâs einen Starrkrampf. Sie lebte und lebte nicht. Ein Feuer brannte und kochte in ihrem eiskalten Körper; der Schweià brach vor und leckte ihre Marmorstirn. Aber glühend und glühender hauchte die Luft und trocknete das NaÃ. Da brach es, es muÃte brechen. Ein Sausen und Zischen und Krachen. Der Mörtel der Decke löste sich, es regnete, rauschte, hagelte um sie, lichte Gluth über ihr. Der Zauber war gelöst, sie schlug die Hände über den Kopf und war frei.
»Mein Kind! Maria! mein Kind!«
Sie stürzte nach der Thür. Von selber sprang sie auf, ihr entgegen. Die krachenden Dachbalken öffneten alle Thüren, alle Fugen sprangen, um das Verderben sehen zu lassen, das über das Hans einbrach.
Sie sah nichts von der Verwüstung, sie achtete nicht, wie die Flammen schon an den Pfeilern der Gallerie leckten. Sie sah nicht, wie sie sich zwischen den brennenden Speichern mit Erbitterung schlugen, wie über die niedergerissenen Zäune und Ställe, durch die zertrümmerten Wagen Pickelhauben und Schilde brachen. Sie stürzte über die Schwelle nach der Seite, wo ihre Frauen wohnten, ihrer Tochter Kammer zu. Die Gallerie schwankte unter ihren Tritten. Ihr Herz schlug freier. Da leckten noch nicht die Flammen; die Treppe, die von der Gallerie dort zum Hofe führte, war noch fest.
Aber kaum auf halbem Wege blieb sie stehen. Ihr Auge traf auf Etwas, das sie nicht erwartet. Die Treppe dort hinauf stürmten Bewaffnete. Ein Ritter vorauf. Wie muà der Feind aussehen, vor dem eine Mutter erschrickt, und ihr Fuà bleibt regungslos, eine Mutter, die eine Tochter aus den Flammen retten will!
»Mir nach!« rief der Ritter. Unter seinem ehernen FuÃtritte dröhnte die Stiege. Der Funkenregen sprühte über seinen Harnisch. Es war ihm zu heiÃ; er schlug das Visir zurück. »Mir nach! Dort sind die Frauen!«
Weiter hörte sie nichts, weiter sah sie nichts. Sie hatte das eine Gesicht gesehen, was sie nicht sehen mochte, seine Augen hatten starr, zweifelhaft auf die Frau geblickt. Die Kniee sanken ihr. Sie wollte sich am Geländer halten, die Hände glitten kraftlos aus.
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